Adolf Hitler by Hans-Ulrich Thamer
Autor:Hans-Ulrich Thamer
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Biographien, Autobiographien
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2018-02-07T16:00:00+00:00
Abb. 20 Ãberall im Reich tobten in den ersten Wochen und Monaten nach der nationalsozialistischen «Machtergreifung» SA-Trupps und NS-Parteimitglieder ihre Rachebedürfnisse aus. Sie misshandelten und verschleppten die Angehörigen der politischen Linken mit Duldung der staatlichen Behörden in «wilde» Konzentrationslager, die mit der Eröffnung des KZ Dachau Ende März 1933 von dem systematischen Terror der SS abgelöst wurden.
Mit der gewaltsamen Ausschaltung der SPD war auch das Schicksal der übrigen Parteien besiegelt, denen, immer begleitet von Drohungen und Gewaltakten, nur die Wahl zwischen Selbstauflösung oder Anpassung blieb. Am 14. Juli wurde das Gesetz gegen die Neubildung von Parteien verkündet und die NSDAP als einzige rechtmäÃige Partei proklamiert.[17] Eine Woche zuvor, am 6. Juli 1933, hatte Hitler, dessen politischer Triumph und Heldenverehrung einen ersten Höhepunkt erreichte, vor den neu ernannten Reichsstatthaltern, seinen «Vize-Königen» in der Provinz, den «Abschluà der Revolution» proklamiert. Der politische Taktiker Hitler verkündete, im Unterschied zu einigen eifrigen Unterführern, dass nun der «freigewordene Strom der Revolution in das sichere Bett der Evolution» hinübergeleitet werden müsse. Die Revolution dürfe kein Dauerzustand werden, vielmehr stehe man nun «in der langsamen Vollendung des totalen Staates». In der kommenden Phase müsse der «Erringung der äuÃeren Macht [â¦] die innere Erziehung des Menschen» folgen.[18] Tatsächlich war die «Machtergreifung» eine neue Form der Revolution, einer Revolution gegen die Revolution. Ausgerechnet am 14. Juli, dem Jahrestag der Französischen Revolution, wurde das Ende der Parteien besiegelt und auch Goebbels beeilte sich, das Ende der Revolution zu verkünden.[19] Doch die Proklamation einer künftigen Evolution lenkte nur von der weiteren Radikalisierung des Regimes ab und täuschte die Erwartungen derer, die auf eine ruhige Entwicklung hofften und die rasch einsetzende innere Auflösung des Normenstaates nicht wahrnehmen wollten. Die Zersetzung bestehender Rechts- und Verfahrensformen und ihre Ersetzung durch eine personalisierte, unkontrollierte Herrschaft waren jedoch ganz im Sinne von Hitlers Politikverständnis, ohne dass es dafür einen erkennbaren, ausgefeilten Plan gegeben hätte.
Nun gab es auch in der deutschen Gesellschaft, die Hitler «erziehen» wollte, kein Halten mehr; überall strömten Opportunisten und Karrieremacher in die NSDAP, wo man die neuen Mitglieder spöttisch als «Märzgefallene» oder «Aprilveilchen» bezeichnete. Ãberall wurden die Namen von StraÃen und Plätzen zugunsten der Ehrung von Hindenburg und Hitler geändert. Der «Volkskanzler» als Symbol des nationalen Aufbruchs wurde zum Bezugspunkt der wachsenden gesellschaftlichen Anpassung und Selbstgleichschaltung. Bei Festzügen und Feiern, selbst im bisher noch resistenten katholischen Milieu, tauchten nun wie selbstverständlich neben den lokalen Honoratioren nationalsozialistische Ortsgruppenleiter und SA-Kapellen auf. Im Frühsommer 1933 manchmal noch in der zweiten Reihe, ein Jahr später dann an der Spitze der Festzüge. Es herrschte Feierstimmung.[20] Auch in bürgerlichen Kreisen, in denen bislang eine gewisse Zurückhaltung gegenüber der als plebejisch eingestuften NSDAP gegolten hatte, löste die nationale Begeisterung eine Welle der Zustimmung zum Volkskanzler Adolf Hitler aus. In einer nordhessischen evangelischen Kirchengemeinde beschloss die Evangelische Frauenhilfe zusammen mit der NS-Frauenschaft (und der katholischen Minderheit), im Sommer 1934 einen groÃen Bildteppich zu knüpfen, der christliche Symbole mit nationalsozialistischen verband und ein Jahr später im Frühsommer 1935 mit dem Bekenntnis «Wir bringen das Hakenkreuz in die Kirche» vom nationalsozialistisch dominierten Rathaus in die gegenüberliegende Kirche gebracht und geweiht wurde.
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